Tanja siebtbeste Frau beim Salzburg-Marathon

Ziel von "Sub 3" geschafft
Salzburg. Schon zwei Versuche die Marathonschallmauer von drei Stunden zu unterbieten gingen schief. Die Platzierungen waren zwar jeweils top - aber eben nicht unter drei Stunden. Diesmal sollte es in Salzburg klappen - mit einem "professionellen Trainingsplan".
Dr. Tatiana Mitkina - von Freunden Tanja genannt - ist eine gebürtige Sibirierin und schildert mit ihrem sehr nett gehaltenen Bericht wie es ihr in Salzburg erging

An den Start in Salzburg gingen wir zum zweiten Mal im Leben, letztes Mal war es im 2012 und damals sind wir 3:14 gelaufen, mit ca. 5 Min PB-Verbesserung. Derzeitig stand das Ziel an, unsere persönliche „Schallmauer“ von 3 Stunden zu unterbieten, daran sind wir schon zweimal gescheitert mit den Zeiten von 3:03:33 und 3:01:08 in Regensburg.

Zum ersten Mal haben wir konsequentes 12-wöchinges Marathontraining fuer Sub-3-Std. absolviert (d.h. nicht nur die Mindest-Km-Angaben, die für uns eher kein Problem dargestellt haben, sondern auch Intervalltrainingseinheiten, die von mir besonders herzlich gehasst wurden, durchgezogen) - nur mit leichten Abweichungen von dem vorgeschriebenen Plan, manchmal einfach nur die Einheitenreihenfolge geändert.

Ein Paar Besonderheiten gab es im Training:

1) je weiter wir in der Vorbereitung waren, desto leichter fielen uns die Intervalleinheiten, von katastrophalen Ergebnissen in den ersten 3-4 Wochen, die brutal demotivierend gewirkt haben, bis zu der ganz lockeren Zeitangabeneinhaltung bei den letzten 3 Intervalleinheiten);

2) die „Marathonrenntempo“-Einheiten waren seltsamerweise nie locker, auch in den letzten 2 Trainingswochen musste ich mich fuer die Tempoeinhaltung richtig anstrengen.

3) eine sechstägige Trainingswoche war vorher für uns absolut undenkbar, aber wir haben uns erstaunlicherweise schnell daran gewöhnt, wobei manchmal waren wir mehrere Tage ununterbrochen müde und hatten ständig Hunger - das hat sich dann im letzten Drittel des Trainingsplans irgendwie gottseidank eingependelt und beruhigt, das Training ist einfach ein Teil des Alltags geworden. Der Nachteil bei so einer Trainingshäufigkeit war, dass es mir ab und zu etwas langweilig wurde, die gleiche Strecken abzuspulen, vor allem flache Kurzstrecken von 10 Km.

Letzte Test-Wettkämpfe (welliger HM in 1:24:51 und ebenso welliger 10-Km in 38:54) haben darauf gedeutet, dass es theoretisch gelingen sollte, den Marathon unter 3:00:00 zu schaffen. Aber knapp. Sehr knapp.

Mit diesem Gedanken „Es wird verdammt knapp, aber lass es uns versuchen“ sind wir dann zum Start gegangen.

Die Strecke in Salzburg an sich selbst ist wunderschön und abwechslungsreich - von Altstadtsehenswürdigkeiten bis hin zu den verschneiten Bergen des Salzburger Landes, Brücken über die Salzach und schöne Teiche, ruhige Stadtviertel, Feld- und Waldabschnitte. Sogar durch das Schlossgelände von Schoss Hellbrunn duften wir laufen, und extra für uns war ein schöner oranger Teppich ausgerollt! Hochmotivierte Zuschauer gab es überall genug, besonders berührend war eine Zuschauergruppe von behinderten Menschen verschiedenen Alters - die saßen in den Rollstühlen und haben uns von ganzem Herzen angefeuert, so was ist einfach unbezahlbar!!! Von den Musikanten, die es auch viele gab, haben uns besonders die enthusiastischen afrikanischen Trommelspieler und die Techno-Psycho-Musik-Team im Tunnel gefallen, bei den zweiten war die Sound-Verstärkung durch den Tunnel-Effekt so schräg, dass man sich irgendwie schwebend in der Luft bei der Tunnelquerung gefühlt hat.

Mitgespielt hat eigentlich alles, was mitspielen konnte – super-angenehmes kühles Wetter, das trotzdem kurzes Wettkampf-Outfit ermöglicht hat, Null Wind, bewölkter Himmel und danach ganz leichter Nieselregen im letzten Drittel der Strecke, der eher als nette Erfrischung wahrgenommen wurde.

Zum Start gingen gleichzeitig Halbmarathonis und Marathonis, insgesamt ca. 4000 Athleten. Für mich sind das grosse Menschenmassen, aber zum Glück nicht zu gross, 1 - 1,5 Km Slalom hat gereicht, um genug Freiraum für eigenes Tempo zu bekommen.

Die gesamte Strecke (die aus 2 gleichen Runden besteht) liefen wir, wie die Statistik zeigt, ziemlich konstant, immer mit meinem Freund Seite an Seite. Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass wir etwas zu schnell sind, aber nach den ersten 2-3 Km kam ein langes Schotterweg-Stück mit einem gaanz leichten Anstieg, der hat unsere Geschwindigkeit dann gut im Zaum gehalten. Ab und zu mal haben wir Powerade von den Verpflegungsstellen getrunken und am 15 Km ein Gel eingenommen, eher zur Vorbeugung.
Bis Kilometer 23-24 Km ging alles relativ problemlos (d.h. – es war für uns schon recht flott, aber noch nicht ermüdend und man konnte sowohl reden, als auch die Umgebung anschauen), und ab 25 Km hat sich die Müdigkeit in den Beinen bemerkbar gemacht. Zum Glück kam wieder ein langer Abschnitt mit dem leichten Abstieg, und die Tempoeinhaltung fiel wieder einfacher.

Ab Kilometer 32-33 hat der Kampf angefangen, aber nicht so schlagartig, kein so richtiger „Mann mit dem Hammer“, es war eher eine schleichende Verschlechterung des Allgemeinbefindens, also wurde der zweite Gel verspeist. Sprechen konnten wir dann auch nicht mehr,  es ging nur darum, noch die neun Kilometer durchzuhalten. Größere Gruppen hatten wir eigentlich fast nie um uns, immer so maximal 2-3 äquivalent schnellen Personen dazu, die eher neben uns sich gehalten haben als vorne das Tempo bestimmt haben, und fast niemand hat uns mehr überholt.

Am 35 Km ergab der Check-Up mit der „eintätowierten“ Zeittabelle nur noch eine positive Prognose fuer 2:58:00, aber es gab fast gar keinen Vorsprung dazu und Saft gab es auch nicht viel, zumindest muskulär – sprich, Beine haben schon geschmerzt, insbesondere im Wadenbereich und an den Zehen (Wettkampfschuhe waren doch etwas zu klein für so lange Distanzen), Gabor hatte mit seinem operierten Knie und auch mit den eingezwickten Zehen zu kämpfen. Also wir könnten noch, wenn es dumm gelaufen wäre, auf diesen letzten 7 Km das Ziel noch recht schön in Sand setzen – und dieser Gedanke machte mich verrückt (nicht schon wieder!) - daher hieß es beißen, solange der Sprit reicht, um das Tempo zu halten.  Es hat geholfen, wenn ein Mann aus der Gruppe uns gesagt hat: „Sauba! Ihr schafft sicher unter 3 Stunden“, dann musste man auch „Mentaltechniken“ wie Grinsen, Denken „nicht an mich, sondern an etwas ganz anderes“ einsetzen und den Oberkörper ausstrecken. Die letzten 3-4 Km haben wir dann noch beschleunigt. Interessanterweise auch die letzten 2 Km hatte ich noch Unsicherheit ob das Ziel erreicht wird, weil da etwas um 2:50 auf die Uhr stand, also nochmal ein bisschen Gas, beide Brücken vorbei, rutschiger Altstadttunnel vorbei, letzte Steigung in der Altstadt vorbei und dann der wundervolle blaue Teppich mit der traumhaften Zeitanzeige auf der großen Uhr 2:58:08 Brutto und 2:57:34 Netto auf der GPS Uhr.
Mein Freund hat mich auf den letzten paar hundert Meter überholt und stand unter dem Regen mit den offenen Armen, um mir zu gratulieren. Diesmal ging unseres Traum in die Erfüllung."
Viele liebe Gruesse,